Andorra? Pyrenäen!

Ja richtig gelesen. Dort war ich noch nie. Eigentlich wollten Josi und ich im Mai nach Portugal fahren. Josi hat jedoch gerade einen neuen Job angefangen und kann daher jetzt keinen Urlaub machen, so dass ich nun allein unterwegs bin. Portugal war mir zu weit, aber Andorra und die Pyrenäen liegen auf halber Strecke. Immer noch weit genug, wenn man nur knapp über 80 km/h fährt. So bin ich am ersten Fahrtag wie bei allen unseren Reisen in den Süden bis Emmendingen gekommen. 735 Kilometer. Stellplatz Tipp von Tommy. Dort wurde nochmal günstig vollgetankt, denn in Frankreich kostet der Diesel im Moment zwischen 1,45€ und 1,70€.

Am zweiten Tag, habe ich nur 580 Kilometer geschafft, dafür aber so gut wie mautfrei. Damit habe ich ziemlich genau die Hälfte Frankreichs geschafft. Auch der kostenlose Stellplatz ist super, allerdings versperren mir Wolken den Weitblick und dann fängt es an zu schneien!

Auf dem Weg zurück zur Autobahn passiere ich zum ersten Mal eines dieser typisch französischen, urigen Dörfern mit engen Gassen. Als wäre die Zeit stehen geblieben, aber ohne Gegenverkehr passt es locker.

Da die Straße von Frankreich nach Andorra gesperrt ist, muss ich einen Umweg über Spanien fahren und komme an Leucate vorbei. Hier war ich vor Jahren schon einmal, aber vieles hat sich verändert, aus meiner Sicht nicht zum Guten. Der Tramontana hat mir auf dem letzten zweihundert Kilometern schon Rückenwind gegeben und ist so stark, dass nur vier Kiter auf dem Wasser sind.

Am Ortseingang wird man mit der entsprechenden Kunst begrüßt

Ich kann unmöglich hier übernachten, weil das Auto so stark durchgeschüttelt wird und suche mir eine etwas windgeschützte Stelle weiter im Landesinneren. Nachts wird es ruhiger, bis pünktlich um 7:15 Uhr auf dem Nachbargrundstück ein Rasentrimmer und Rasenmäher losgehen und ich hellwach bin. Also dann jetzt auf nach Andorra.

Ich versuche, über eine Piste nach Andorra zu gelangen. Die Route habe ich aus einem Forum. Sehr holprig und langsam geht es eine schmale Straße in Serpentinen nach oben, die unerwartet nach fünf Kilometern in eine normale, nagelneue Straße übergeht. Nach einem Dorf mit schmaler Durchfahrt, wo ich aufpassen muss, dass ich den auf der Straße liegenden Hund nicht überfahre (der bleibt da auch einfach liegen!) komme ich irgendwann am Ende der Teerstraße an. Ich habe Glück, denn die Piste wurde erst vor einer Woche für den Sommer wieder geöffnet.

Es folgt ein holpriger Sandweg, ab und zu Steine und Schlaglöcher, und dann die erste Schneebarriere. Kurz aber steil. Jemand vor mir muss sich festgefahren haben, denn es liegen viele Zweige in der vorhandenen Spur. Aber der LKW schafft das ohne Probleme. Die Schwierigkeit der Passagen mit Schnee nimmt jedoch zu. Tiefer Schnee bergauf in einer engen Kurve. Dank Untersetzung und Differenzialsperre klappt das auch. War aber schon aufregend.

Ich komme bei meinem ersten Wegpunkt, einem Refugium, an. Richtig schön ist es hier. Totenstille und die Sonne scheint.

Es geht weiter bergauf im Schnee. Ich gehe die Strecke erstmal zu Fuß ab. Wo kein Schnee ist, ist der Boden matschig. Aber was soll schon passieren. Schließlich haben wir solche Situationen auf Island kennengelernt und gemeistert. Wenn ich nicht weiter komme, fahre ich einfach rückwärts wieder raus. War aber nicht nötig. Ich Rutsche zwar immer wieder in der Spur hin und her, aber die Stollen graben sich mühelos durch.

Das geht noch ein paar Male so weiter, bis es mir doch zu riskant wird. Tiefer, aufgewühlter Schnee und kein Ende in Sicht. Wer weiß wie lange das so weiter geht. Ich bin allein unterwegs, mir ist seit Stunden niemand begegnet, hier gibt es keinen Handyempfang und mein Gefühl sagt mir, ich sollte besser umdrehen. Ich vermute ich bin einfach ein paar Wochen zu früh. Also zurück und auf der Teerstraße nach Andorra. Der Abstecher hat ungefähr fünf Stunden gedauert. Hier ein Überblick über die Route: https://goo.gl/maps/e4gcJfVk1gi8URxs6

Wie aus dem Nichts taucht die Zollstation vor mir auf, aber niemand möchte mich anhalten, Papiere sehen oder was kontrollieren. Automassen schlängeln sich durch die engen Straßen. Es ist schwierig, irgendwo anzuhalten, weil es kaum Platz gibt. Ein krasser Gegensatz zu den letzten Stunden. Der Dieselpreis liegt bei 1,069. ich habe den Tank auch extra leer gefahren und seit Deutschland nicht getankt. 260 Liter sagt die Zapfsäule.

Es gibt einen alten Schmugglerweg nach Spanien, den ich mal ansehen will. Ich fahre einmal quer durch Andorra in Richtung Pal, ignoriere mehrere 3,5 Tonnen Verbotsschilder (wo soll ich denn sonst lang fahren?) und kurz vor dem Ende der Straße ist die Durchfahrt komplett verboten.

Hier liegt eines der lokalen Skigebiete, aber es ist kaum noch Schnee da. Nur auf der alten Straße liegt noch etwas. Obwohl die Straße gesperrt ist, kommt ein PKW den Berg herunter. Ich halte ihn an und erkundige mich. Es sei nicht verboten, dort langzugehen fahren, nur der Weg wird nicht mehr in Schuss gehalten. Na gut, dann fahre ich mal bis zum Pass. Stücke der Straße sind weggebrochen, zudem liegt halbseitig noch Schnee und oben endet die Teerstraße und auch Andorra. Man kann tatsächlich einfach ohne Kotrolle nach Spanien hinunter fahren.

Der (offroad-) Weg auf der spanischen Seite sieht furchtbar aus. Matschig und holprig. Auch wenn ich diese Strecke wirklich gern fahren würde, tue ich das nicht, aus den gleichen Gründen, aus denen ich heute Mittag schon einmal umgedreht bin. Ich fahre die paar Kilometer zurück und parke nahe der Skistation auf einem Bergrücken wo ich auf beiden Seiten eine grandiose Aussicht habe.

Zum Abendessen selbst erfundene Baguette-Pizza

Bevor ich am nächsten Morgen das Land wieder verlasse, gehe ich zollfrei einkaufen. Das ist tatsächlich sehr viel günstiger alles. Dementsprechend größer wird mein Einkauf, aber ich halte mich an die Zollvorschriften. Und natürlich werde ich beim Zoll kontrolliert. Aber ich antworte wahrheitsgemäß was ich gekauft habe und der Zöllner guckt nur in die Heckgarage, einmal in den Innenraum und ins Bad. Das warˋs, ich hätte mal wieder alles mögliche schmuggeln können.

Bei einem Online Kartendienst habe ich direkt hinter der Grenze noch eine Bergstraße entdeckt, die interessant sein könnte. Also fahre ich direkt am ersten Kreisel raus und der Daimler erklimmt im zweiten Gang die engen Serpentinen der schmalen Straße. An einem kleinen Bergdorf muss ich zum Glück nur vorbei, denn der Weg ist so schmal, dass ein älterer Herr zu Fuß auf einen Felsen ausweicht, um mich passieren zu lassen. Hoffentlich muss ich hier nicht rückwärts wieder herunter fahren weil es irgendwann zu eng wird. Aber es passt. Der Weg geht durch einen Wald, links Berg, rechts Abhang. Damit Wasser seitlich abfließen kann, wurden schräg zur Piste tiefe Gräben angelegt, die einem Auto ohne Bodenfreiheit und Böschungswinkel schon zum Verhängnis werden könnten. Die schwierigste Stelle ist eine enge Kehre, die relativ steil bergauf geht und aus Felsplatten besteht. Zudem läuft Wasser darüber und macht das ganze rutschig. Dank kleinem Wendekreis, Untersetzung und Differenzialsperre schafft der LKW auch das problemlos. Leider habe ich in der Aufregung keine Fotos von der Stelle gemacht.

Was sich wohl darin verbirgt?

Viele Äste hängen im Weg, einer hat sich in Form eines Kratzers im Küchenfenster verewigt, obwohl ich ja einen Astabweiser habe. Oder sollte ich es besser Astmitnehmer nennen?

Oben am Bergrücken gibt es wieder eine schöne Aussicht und der restliche Weg ist ein Kinderspiel.

Hier gibt es die Route dazu: https://goo.gl/maps/dVAYbBEgnykBTgEz5

Und hier noch ein kurzes Video von den Pisten, gefilmt mit dem Handy aus dem Fahrerhaus: Video Pyrenäen

Nachdem ich jetzt jeden Tag sehr lange hinter dem Steuer gesessen habe, will ich mal ein paar Tage nicht Auto fahren und das am besten am Meer. Bis dahin sind es noch zweihundert Kilometer und da ich ja Nebenstraßen fahre, und erneut über kleine Gebirgsstraßen, dauert es seine Zeit. Zudem ich auch da nicht überall lang fahren darf.

Daher lege ich noch eine Übernachtung in Sant Joan de les Abadesses ein. Eine schnucklige kleine Stadt mit alten Gemäuern, engen Gassen und einer guten Pizzeria.

Nach zwei Stunden erreiche ich am nächsten Tag die Costa Brava und quartiere mich dort auf einem Campingplatz ein. Der Wind reicht sogar, um noch mit dem Foil zu kiten und es ist richtig warm. Fühlt sich wie Urlaub an.

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