Von 0 auf Sommer in 48 Stunden

Am Donnerstag Morgen legen wir die letzten zwanzig Kilometer bis zum Fähranleger zurück. Die Beschreibung des Reisebüros passte leider gar nicht, weil gerade ein Teil des Hafens umgebaut wird. An der Einfahrt zum Hafen wies uns ein Schild mit der Aufschrift Tangeri nach rechts, drei Meter dahinter noch ein Schild nach links. Wir entscheiden uns für links und parken erstmal im Halteverbot bei irgendeinem Check In. Es gab auch kaum Menschen in der Nähe, also suchte ich das nächste besetzte Häuschen, als plötzlich noch ein Overlander mit einem großen MAN an dem Häuschen ankam und der Fahrer der Dame dort eine ähnliche Buchungsbestätigung vorlegte und nach dem Weg fragte. Wir sollen umdrehen. Hätten also rechts abbiegen müssen. Schnell ins Auto und dem MAN hinterher. Auf der rechten Seite des Hafens nochmal ein ähnliches Spiel. Einmal umdrehen und durch eine kleine Absperrung immer dem anderen Wagen hinterher. Geschafft: Wir stehen in der Warteschlange zum Einschiffen. Schnell kommen wir mit der MAN-Besatzung ins Gespräch, ein sehr nettes Ehepaar aus der Schweiz, das wie wir zum ersten Mal mit dem LKW einen längeren Urlaub in Marokko verbringt, mit dem Unterschied, dass die beiden nur drei Wochen Zeit haben.

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Genua

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Die großen Autos werden gut fest gemacht
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Die kleinen sind meist überladen
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Ein Surfer verabschiedet uns aus Genua

Wir führen einige nette Gespräche während der zwei Tage auf der Fähre. Während der gesamten Überfahrt schaukelt das Schiff leicht hin und her, Josi bekommt das irgendwie nicht so gut, aber mit schweizer Reisetabletten ist alles gut. Wir lernen auch noch einen österreichischen Landyfahrer kennen. Insgesamt ist es nicht sehr voll. Zwei LKW, zwei Landrover, zwei Motorräder, zwei VW-Busse, ein deutscher Reisebus und ca. 300 Marokkaner. Am nächsten Morgen werden wir um sieben von einem Staubsauger vor unserer Kabine geweckt und liegen bereits im Hafen von Barcelona. Hier ist es schon wärmer. Letzte Chance für EU-Internet. Wir schauen noch, wie einige überladene PKW ins Schiff fahren und einer sogar geschoben werden muss, weil es nicht mehr anspringt. Um elf legen wir pünktlich ab und kommen ebenso pünktlich am Samstag in Tanger an. Das Verlassen der Fähre kann man nicht in Worte fassen. Obwohl die Tore der Fähre noch geschlossen sind, sitzen schon alle Marokkaner bei laufenden Motoren in ihren Autos und sind schon soweit es irgendwie geht vorgefahren. Alles durcheinander, ineinander verkeilt und laut hupend. Die Abgase stinken zum Himmel bzw. bis zum nächsten Deck und man kann kaum atmen, geschweige denn zu Fuß durch die Autos laufen. Die Schweizer und wir warten hinten erstmal, bis alle raus sind und fahren dann als letzte. Lustigerweise wurden alle Kleintransporter hinter dem Schiff rausgewunken, aber wir dürfen bis zum Zoll vorfahren. Dort wurden die beiden LKW rechts abgestellt – jetzt hieß es erstmal warten. In der Sonne war es schon richtig warm. Zum ersten Mal kam die Sonnencreme zum Einsatz während wir zugesehen haben, wie einige ihr Auto komplett ausräumen mussten und sich Tüten, Klamotten, Haushaltsgeräte und weiß der Geier was noch auf dem Asphalt türmten. Schließlich kam ein Zöllner zu uns, der uns aber zunächst wieder zurück schickte, damit in einem kleinen Polizeihaus unsere Einreisenummer vermerkt werden konnte. Dann kam der restliche Papierkram mit ein paar Übersetzungsproblemen. Unser Zöllner tat uns schon leid, weil er in seiner dicken Uniform in der Mittagshitze ständig zwischen uns und seinem Chef hin und her laufen musste. Wir glauben, es war noch ein Azubi. Wir wurden insgesamt viermal von ihm gefragt, ob wir Waffen dabei hätten. Dann wollte er in das Auto sehen. Ich musste alle Dachschränke aufmachen und einmal den Deckel zum Wassertank anheben. Daraufhin fragte er höflich auf französisch, ob er ein Glas deutsches Wasser haben dürfe. Wir lachten alle, er bekam ein Glas Wasser und das war’s mit der Kontrolle! Unglaublich! Er hat nicht mal ins Bad oder in die Staukästen unter dem Bett geschaut. Wir hätten alles schmuggeln können! Vom Zoll gibt’s leider keine Fotos, da fotografieren dort verboten ist. Nach insgesamt zwei Stunden konnten wir weiter fahren.

Erstmal Richtung Tanger City, dann nach Süden auf die N2, erst vierspurig, dann zweispurig. Wir hatten hatten uns das wie  eine Schnellstraße vorgestellt, ist ja schließlich eine der zwei Hauptverbindungen von Norden nach Süden. Aber wir sind ja nicht in Deutschland. Die Bezeichnung enge Landstraße in schlechtem Zustand trifft es am besten. Schlaglöcher, Abbrüche an der Seite, enge Kurven und viele Steigungen, hoch und runter, schneller als 60 ging es nie, eher 40-50, bergauf das Gaspedal durchtreten, bergab den Schalter der Motorbremse treten. Dabei wird man noch von Reisebussen und anderen Irren überholt. Aber niemand beschwert sich.

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Gegen halb fünf kommen wir in Chefchaouen an und fahren mit 30 den steilen Weg zum Campingplatz hoch. Man hat einen guten Ausblick über das Tal mit der blauen Stadt.

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Plötzlich steht Meinrad, der Österreicher mit dem Landrover, wieder vor uns. Auch die zwei Motorradfahrer und ein paar weitere Reisende, die wir auf der Fähre gesehen haben, sind noch angekommen. Da wir beide zu müde sind, noch eine halbe Stunde bergab in die Stadt und wieder zurück zu laufen, beschließen wir, nur noch schnell zur Aussichtsplattform zu gehen. Kaum aus der Einfahrt des Campingplatzes heraus, spricht uns ein Marokkaner in fünf verschiedenen Sprachen an und erzählt uns, Marokko sei schön, aber mit Marihuana noch schöner…..Wir lehnen dankend ab, er verabschiedet sich mit den Worten „Take it easy“. Später essen wir kurz noch was und gehen früh schlafen. Zum Glück, denn irgendwann mitten in der Nacht, naja vielleicht fünf, werden wir vom Ruf des Muezzin aus der Stadt geweckt. Daran müssen wir uns erstmal gewöhnen. Nach dem Frühstück machen wir uns endlich auf den Weg und sehen uns Chefchaouen an. Eine hübsche, blau angestrichene Stadt mit engen Gassen.

Wir trinken den ersten Thé de Menthe (zuckersüßer Pfefferminztee) und kaufen ein paar Dinge ein. Die Menschen sind gar nicht so aufdringlich, man kann zumindest noch gut weiter gehen, ohne dass man verfolgt wird und ein freundliches „Nein“ wird akzeptiert.

Auf dem Rückweg zum Platz kommen wir beide ganz schön ins Schwitzen. Es sind bestimmt über 20 Grad und ist ziemlich steil. Den Rest des Tages verbringen wir mit Lesen. Montag soll es nach Fes weiter gehen.

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