Sandsturm am Erg Chebbi

In Tissirt hätten wir auch noch länger bleiben können. Alle hier sind so freundlich und man kann richtig gut entspannen. Aber wir wollen weiter, denn Josi geht es mittlerweile wieder besser. Allerdings haben wir unsere geplante Route etwas geändert, denn in Mittel- und Nordmarokko soll es in den nächsten Tagen regnen. Klingt komisch, ist aber so, da wir die Auswirkungen später noch im Süden merken. Wir ziehen daher die Wüstenregion des Erg Chebbi vor und fahren etwas später wieder in die Berge. Das Tal mit der Oase begleitet uns noch ein Stückchen, aber dann wird es trockener und wir passieren eine große Ebene. In Erfoud trauen wir uns, mitten im Gewimmel der kleinen Stadt zu parken und ein paar Querstraßen weiter unseren ersten Souk (Markt) zu besuchen. Auf einer Fläche eines halben Fußballfeldes gibt es viele kleine Händler, die alles mögliche verkaufen. Von Plastikstühlen bis zur halben Kuh. Die Mitte des Souks besteht aus engen überdachten Gassen und es stinkt bestialisch. Man möchte hier auch nicht barfuß durch laufen. Es wird alles Essbare verkauft: Frisches Gemüse, Brot, Gewürze… Es werden gerupfte Hühner und gehäutete Ziegen angeboten, bei denen der Kopf noch ganz und mit Fell ist (sonst hätten wir das Tier wahrscheinlich auch nicht erkannt. Wir werden zweimal von einer bettelnden Frau angesprochen, aber sonst war niemand aufdringlich. Nachdem wir uns für zwei Euro mit Brot und frischem Gemüse eingedeckt haben, trinken wir noch einen Tee in dem kleinem Cafe, vor dem wir den LKW geparkt haben. Auch dort erscheint kurz eine Bettlerin und der Inhaber möchte ein kleines Geschenk für seinen Sohn. Er bekommt ein kleines Knautsch-Wohnmobil von Hymer 😉

Unser Weg führt uns durch Rissani, das Tor zur Wüste. Das ist ein Torbogen zu Beginn der Stadt, aber weil so viel los ist und wir dort nicht gut parken können, fahren wir ohne Fotostopp weiter. Die Straße in der Stadt ist wiedermal so schlecht, dass wir uns nur mit 20 voran wagen. Auch die Landstraße dahinter lässt nur 50 zu. Mit einem PKW oder normalen Wohnmobil hätte man sicherlich schneller fahren können, aber da wir direkt über den Vorderrädern sitzen und die Federung wenig auf Komfort ausgelegt ist, müssen wir immer etwas langsamer fahren als alle anderen. Unser Tagesziel ist der Erg Chebbi, ein 40 km langes und 6,5 km breites Dünengebiet. Erg bedeutet Wüste und dementsprechend trocken ist hier alles. Unser Navi soll uns zu einer der ersten Auberges dort führen. Wir verlassen die Teerstraße und fahren auf wellblechartiger Schotterpiste weiter. Ich lasse ca. 1 Bar Luft aus den Reifen, damit es angenehmer wird, als Josi mich warnt: Da vorn kommt ein Moped. Und klar hält der an und möchte sich mit uns unterhalten, naja eigentlich möchte er uns den Campingplatz seines Bruders empfehlen und gibt uns die entsprechende Visitenkarte. Wir danken ihm und folgen aber der Route des Navis. Nach fünf Minuten überholt uns ein Jeep neben der Piste (hier führen immer viele Pisten in die gleiche Richtung) und der Fahrer gibt uns ein Zeichen, dass wir anhalten sollen. Auch er hat eine Visitenkarte eines Campingplatzes dabei und bietet auch Touren an. Vielen Dank, wir kommen morgen gucken… oder auch nicht.

Nach einer gefühlten Ewigkeit im zweiten Gang über verschiedene Pisten sind wir endlich da. Wir sind die einzigen… und merken auch bald warum… Die Location ist einzigartig. Eine schöne Auberge (Herberge) mit Innenhof und Pool. Hinter dem Haus dürfen wir parken, es gibt keine Begrenzung zu den Dünen. Dromedare stehen zehn Meter vor unserem Auto. Fünf Euro kostet die Nacht. Die einzigen sind wir wahrscheinlich, weil der Betreiber des Anwesens eher wirkt, als hätte er keine Lust auf Gäste. Er empfängt uns scheinbar völlig zugedröhnt, kann kaum die Augen öffnen, geschweige denn sich artikulieren. Wir bleiben, fühlen uns aber nicht besonders wohl hier. Hinzu kommt noch, dass unser Beach Explorer uns einen Schrecken einjagt und beim Umparken nicht mehr anspringt. Mit viel Gas geben bekomme ich den Wagen an, muss aber das Pedal ganz durchtreten, um überhaupt mit einer Motordrehzahl von 1000 Umdrehungen fahren zu können. Nach ein paar Metern, als ob plötzlich ein Ventil auf gegangen wäre, kommt wieder die volle Leistung und da ich ja noch Vollgas gebe, macht das Auto einen Satz nach vorn. Seitdem ist alles wieder gut. Ein mulmiges Gefühl war es trotzdem.

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Nach Sonnenuntergang bekomme ich noch ein paar super Nachtaufnahmen mit langer Belichtung unter sternenklarem Himmel hin.

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Am nächsten Morgen werden wir von einem kleinen Sandsturm geweckt. Das Auto wackelt und als wir die Fenster öffnen, liegt ein sandiger Schleier in der Luft, so ähnlich wie Nebel, nur aus Sand. Ich bin froh, dass wir nicht irgendwo im Niemandsland stehen und uns bei der Sicht zurechtfinden müssen. Der Sturm hört aber schnell wieder auf, das Auto läuft wieder problemlos und wir fahren ohne Frühstück eine halbe Stunde weiter ins nächste Dorf Hassi Labiad. Wir wollen zu dem Platz Ocean des Dunes, der uns in Tissirt empfohlen wurde: Klein aber äußerst freundlich. Wir meistern die schmale Einfahrt ohne die Spiegel einklappen zu müssen. Es ist zwar sehr eng, aber das haben wir ja schon in Hamburg geübt, als wir das Logo von KiteWorldWide haben kleben lassen.

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Wir werden erneut herzlich mit Tee begrüßt und es gefällt uns sofort sehr gut. Es ist nochmals wärmer geworden und in der Sonne kaum auszuhalten. Trotzdem wagen wir nachmittags eine Tour in die Dünen, nicht auf vier Rädern, sondern auf acht Dromedarfüßen. Wir bekommen noch einen Turban gegen die Sonne gewickelt und los geht’s. Unglaublich, aber die Kopfbedeckung isoliert total gut! Außerdem kann man gar keinen Unterschied mehr zwischen mir und einem echten Tuareg erkennen 😉 Das letzte Stück einer steilen Düne müssen wir allein bewältigen. Hier warten wir auf den Sonnenuntergang und ich schieße hundert Fotos. Es ist unglaublich still (sofern niemand mit einem Quad vorbeifährt) und sehr beeindruckend. Allerdings auch beeindruckend, wie viele Spuren im Sand zu sehen sind und wie viele Touristen ebenfalls wie wir unterwegs in den Dünen sind.

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Als wir zurück kommen, trinken wir mit dem Mitarbeiter hier noch einen Tee. Es sind immer noch 22 Grad draußen, obwohl es schon nach acht Uhr und dunkel ist.

Montag fahren wir weiter nach Süden. Wir wollen sozusagen ans Ende Marokkos fahren, nach Taouz. In Merzuoga kreuzt ein alter Magirus unseren Weg und fährt vor uns her: Ein deutsches Pärchen mit ihrem kleinen Sohn und Hund. Die vier haben das gleiche Ziel wie wir und so beschließen wir, ein paar Kilometer zusammen zu fahren. In Taouz endet die Straße mitten im Dorf. Hier ist ein Militärposten und es geht nicht weiter. Man gibt uns den Tipp, vor dem Dorf rechts abzubiegen und den Posten einfach zu umfahren. Hier führt auch eine deutliche Piste entlang, weil das scheinbar alle hier so handhaben. Wir wollen uns nur das erste Stück dieser Piste ansehen, die Richtung Westen zum Erg Chegaga führt. Die fahrt würde ca. drei Tage offroad dauern und immer etwas nördlich der algerischen Grenze entlang führen. Das ist uns jedoch für unsere erste Offroaderfahrung zu heftig. Wir drehen um und finden in Merzouga tatsächlich jemanden, der uns etwas Bier und Wein verkauft…. in einer Hotelbaustelle in einem kleinen dunklen Raum, in dem ein paar Säcke Zement lagern…. daneben die Getränke in einem Kühlschrank. Eine Dose Bier kostet ca. 2,50 Euro, die Flasche Wein wieder 14 Euro. Wir fahren weiter in ein kleines Wüstengebiet names Erg Sneggi. Hier wohnt fast niemand mehr und wir wollen endlich eine Nacht in der Wüste stehen. Es stürmt jedoch so heftig, dass überall Sand durch die Luft fliegt und man sich kaum draußen aufhalten kann. Am Strand wäre es ein perfekter Tag für den 7er gewesen, aber hier? Nagut, dann fahren wir wieder zurück, auf „unseren“ netten Campingplatz. Auf halber Strecke verdunkelt sich der Himmel. Eine Front kommt auf uns zu. Wir können das zunächst nicht richtig einschätzen und denken, es sei Regen. Dann erinnere ich mich an das Bild eines Sandsturms, welches ich neulich im Internet gesehen habe und wir realisieren, dass es genau das ist und halten an. Die anderen beiden Overlander stehen schon ein paar hundert Meter hinter uns. Man kann kaum mit Worten beschreiben, wie diese Front aussieht. Bestimmt 200 bis 300 Meter hoch, als ob sich etwas über das Land ergießt. Sie kommt schnell näher, der Wind nimmt schnell noch mehr zu. Das sind wohl die Auswirkungen des schlechten Wetters im Norden, denn in Midelt, wo wir vor kurzem noch durchgefahren sind, soll es sogar geschneit haben. Josi fällt gerade noch auf, dass wir sehr schräg parken und wer weiß, ob die seitlichen Böen, den Wagen kippen könnten? Ich kann gerade noch den Bug des Autos in den Wind drehen, als uns der Sturm trifft. Schlagartig wird es dunkelorange, die Farbe des Sandes, und Sturmböen verpassen uns eine Sandstrahlung von vorn. Ich mache den Wagen aus, damit kein Sand durch die Lüftung kommt, oder vom Motor angesaugt wird. Es heult und wackelt, alles ist orange draußen. Es riecht nach Sand. Nach ein paar Minuten dreht der Wind, was zur Folge hat, dass jetzt Sand durch die etwas undichte Beifahrertürdichtung kommt und sich im ganzen Auto, vor allem aber über Josis Kopfstütze und auf Josi verteilt. Vereinzelt kommen Autos mit Warnblinker vorbei, irgendwann auch das andere Pärchen. Wir folgen ganz langsam und mit Warnblinker. Wer weiß, wie lange das hier noch dauert, da fahren wir lieber zum Ocean des Dunes. Man sieht nichts. Wir finden gerade so den Weg durchs Dorf und sind zum zweiten Mal an diesem Tag froh, nicht komplett allein in der Wildnis zu sein. Dort angekommen stellen wir nur das Auto ab und warten drinnen noch ein paar Stunden bei einem Tee, bis es draußen wieder ganz ruhig ist. Als wäre nichts gewesen, kann man den Sternenhimmel sehen. Der Aufbau hinten hat dicht gehalten, nur im Fahrerhaus ist alles voller Sand.

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Hier noch mal ein Größenvergleich: Das kleine Auto unten rechts sind wir:

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Am nächsten morgen machen wir alles mit dem Druckluftschlauch sauber. Durch die Lüftung kommt noch minutenlang Sand. Auch im Luftfilter hat sich ca. eine Tasse Sand angesammelt. Auch den pusten wir einmal frei. Startklar für die nächste Runde: Wir wollen den Erg Chebbi umrunden. 50 km Piste und Sand und auf der Straße wieder zurück. Der Beginn der Strecke ist echt schön. Wir reduzieren den Reifendruck auf 2,9 Bar und können problemlos im dritten Gang mit Untersetzung durch den Sand fahren. Die Route haben wir vorher aufs Navi geladen. Trotzdem müssen wir dann irgendwann den richtigen Weg und die richtigen Spuren suchen. Der erste Teil der Strecke macht richtig Spaß, die Landschaft ist abwechslungsreich. Es wird jedoch immer schwieriger, die richtige Route zu finden. Auf dem Navi sind Pisten verzeichnet, die wir aber nicht mehr finden. Zudem ist es wieder windig geworden und Sand weht umher, was die Orientierung nicht gerade vereinfacht. Spuren anderer Fahrzeuge sind größtenteils zugeweht. Wir queren ein Sandbett mit richtig tiefen Sand. Bloß nicht stehen bleiben. Die Drehzahl geht langsam runter, aber wir schaffen es gerade so, ohne zu schalten. Schalten im tiefen Sand kann man vergessen. Der Wagen steht sofort. Wir sind in einer Senke und müssten diese irgendwie nach links verlassen. Geradeaus ist nur tiefer Sand, rechts und links eine hohe, steile Kante. Zum Glück fahren die beiden anderen vor und schaffen es über die sandige Kante. Ich versuche es im zweiten Gang (mit Untersetzung und gesperrtem Mitteldifferenzial), aber wir fahren uns nach zwei Drittel der Steigung im tiefen Sand fest. Na gut, einmal gerade zurück und mit Vollgas im dritten Gang klappt es. Ganz schön aufregend alles. Auf fester Piste geht es weiter. Am nördlichen Wendepunkt unserer Route kommen wir noch einmal in eine ähnliche Situation. Diesmal nehme ich gleich den dritten Gang. Am Ende der Steigung geht die Drehzahl wieder in den Keller, aber dann haben wir festen Grund unter den Rädern und schaffen die tiefsandige Steigung gerade so. Noch ein paar Dünen umfahren, noch eine halbe Stunde eine steinige Ebene und wir haben es geschafft. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir die Teerstraße. Ein gutes Gefühl, die Tour geschafft zu haben und zu wissen, was das Auto alles kann und was man sich zutrauen kann. Das Auto könnte noch viel mehr, aber wir fahren ja noch eine Wohnung hinten drauf spazieren, und die soll ja heile bleiben. Für die 94 km haben wir ungefähr 8 Stunden gebraucht. Es ist diesmal auch nur ein Wäscheschrank bei dem Geschaukel aufgegangen 😉

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In den paar Tagen haben wir auf jeden Fall schon Erfahrungen und Eindrücke gesammelt, die wir so schnell bestimmt nicht vergessen werden. Unser Auto bekommt dafür ein Kamel-Abzeichen und wir gönnen uns den 14 Euro – Wein. 😉

Vom Rifgebirge über den Atlas

Von Chefchaouen sind es nur etwas über 230 km bis Fes. Die Fahrt führt uns Montag zunächst wieder durch das südliche Rifgebirge, das heißt über viele Kurven an den Berghängen.

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Der Zustand der Straße ist etwas besser, aber das ändert sich im weiteren Verlauf wieder. Meistens fahren wir 40 bis 70, je nach Steigung und Kurven. Wir sehen heute viele Esel, die entweder irgendwelche Lasten oder ihren Besitzer tragen. Darf man beim Esel reiten eigentlich telefonieren? Sieht ungewohnt aus, aber fast alle haben ihr Handy am Ohr. Auch viele alte Mercedes Busse sind unterwegs und wir müssen sehr oft an unseren Freund Friedl denken, der vor einiger Zeit selbst mit so einem Auto hier war. Die Ladung einiger Fahrzeuge ist doppelt so hoch wie das Auto selbst. Es gibt sogar Busse, die auf dem Dach eine Art Zaun rundherum haben und dort Schafe, Esel, Ziegen oder Kühe transportieren. Manchmal sitzen auch Menschen oben drauf oder hängen hinten dran. Je weiter man nach Süden kommt, desto seltener werden große LKW.

Auf dem Weg nach Fes passieren wir über zehn Polizeikontrollen. Immer werden wir durchgewunken. An fast allen Kontrollpunkten liegen Nagelbretter neben der Straße, die mit einem Drahtseil schnell auf die Straße gezogen werden können, falls jemand versuchen würde, einfach durchzufahren. Auf uns wirken die Polizisten immer sehr freundlich, aber wir sind ja auch die lieben Touris. In den Ortschaften darf man meistens 60 fahren, aber da überall Leute auf der Straße sind oder in zweiter Reihe Autos parken, muss man schon mit 30 aufpassen, niemanden zu überfahren. Zum Glück macht der LKW Eindruck und meistens die Straße frei. Gleich am Ortseingang von Fes, wir rollen gerade auf eine Tankstelle mit Waschanlage, bemerkt Marco einen Mopedfahrer, der uns verfolgt und wir ahnen schon, was er von uns will. Wir haben gehofft, die Waschanlage könnte uns retten, denn wir können direkt auf einen freien Platz fahren. Aber der Kollege ist nicht so leicht abzuschütteln. Er kommt einfach zu Fuß in die Halle gelaufen und fragt, was wir in Fes wollen, ob wir einen Camping brauchen, ob wir die Stadt sehen wollen. Wir verneinen und sagen, dass wir nur einkaufen und nicht bleiben wollen. Das war zwar gelogen, aber den Typen sind wir los. Freundlich war er trotzdem. Das Auto wird nun erst Mal von zwei engagierten Mitarbeitern per Hand vom letzten Salz der Alpen befreit und nebenbei kann ich gleich unser Abwasser loswerden.

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Weiter geht’s zum Großeinkauf in eine französische Supermarktkette. Sogar Nutella gibt’s hier 😉 und eine Simkarte der Telekom Maroc. Aber Wein bekommen wir nicht. Auf dem Parkplatz werden wir gleich wieder von einem Typen angequatscht, der was von uns will. Und als wir eingeräumt haben und los wollen, steht schon der nächste am Fenster und bettelt. Auch den ignorieren wir. Noch fünf Kilometer durch die Stadt, die Straße ist Baustelle und die Autofahrer auch, dann sind wir beim Diamant Vert angekommen, einem ruhigen Campingplatz südlich von Fes. Hier stehen noch zwei Wohnmobile, ein anderer großer Mercedes Offroader und ein Jeep mit Dachzelt, alle aus Deutschland. Zu dem Jeep gehört ein junges Pärchen, das heute erst in Marokko angekommen ist. Die beiden haben es richtig eilig, da sie nur zwei Wochen Zeit haben. Die Strecke, für die wir drei Tage benötigt haben, haben die zwei an einem Tag geschafft. Respekt, aber wir möchten nicht tauschen. Als es schon dunkel ist, klopft plötzlich jemand an die Tür. Ein Führer vom Campingplatz, der uns morgen gern die Stadt zeigen will. Da wir beide noch nicht so entspannt sind, was die vielen (für unsere Verhältnisse) aufdringlichen Menschen angeht, aber auch, weil Josi gerade nicht so gut zu Fuß unterwegs ist, lehnen wir sein Angebot ab. Eigentlich wollten wir uns Fes schon ansehen und vielleicht auch mit einem Führer. An diesem Punkt der Reise entscheiden wir uns aber dagegen.

Am nächsten Tag geht es weiter über Sefrou und Boulmane nach Midelt. Vorher tanken wir zum ersten Mal seit Deutschland für umgerechnet 70 Cent und machen auch die beiden Ersatzkanister voll. Bis Boulmane kann man gut 70 fahren, die Straße ist nagelneu, aber dann wird es richtig schlimm. Die Oberfläche ist so wellig, dass man meinen könnte, wir fahren mit einem Schiff über raue See. Der Belag ist an beiden Seiten so abgebrochen, dass nur noch ein Fahrzeug auf die Straße passt. Zum Glück ist hier kaum noch Verkehr. Trotzdem kommen wir nur mit 40 voran. Die Vegetation hat sich in kurzer Zeit extrem verändert. Eine Stunde vor Midelt blicken wir auf eine steppenartige Ebene, zur Rechten eine Bergkette, am Horizont der Hohe Atlas mit schneebedeckten Gipfeln. Sehr beeindruckend. Wir begegnen auch fast niemandem mehr. So haben wir uns das ungefähr vorgestellt in Afrika. Zu den Seiten gehen immer wieder Pisten ab, deren Ende man nicht sehen kann. Wohin die wohl führen?

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Bei Midelt kommen uns noch zwei Wohnmobile entgegen. Im Ort biegen wir ab zur Auberge de Jaffar, wo wir die Nacht verbringen. Unterwegs immer wieder Kinder im Dorf, die uns anhalten wollen. Mal in Gruppen, mal einzeln. Einmal werden wir sogar beschimpft, weil wir einfach weitergefahren sind. In der Auberge sind wieder alle freundlich. Wir sind die einzigen Gäste und das Anwesen hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Alles ist irgendwie runtergekommen, aber für uns reicht es. Hier bekommen wir auch eine Flasche Wein für umgerechnet 14 Euro. Den müssen wir uns gut einteilen. Damit es am nächsten Tag etwas komfortabler voran geht und nicht erneut die halbe Wäsche aus dem einen Deckenschrank herausfällt, lässt Marco noch etwas Luft aus den Reifen. Bisher waren wir mit ca. 5 Bar unterwegs, aber mit etwas über 4 Bar ist es schon angenehmer. Wir schaffen hier am Tag nur so ca. 200 km.

Josi hat seit kurzem Schmerzen in einem Bein, die mittlerweile so stark sind, dass wir einen Arzt oder ein Krankenhaus aufsuchen wollen. Das neue Krankenhaus in Midelt ist noch nicht fertig aber es gibt es altes. Hier ist eh schon ein kleines Verkehrschaos, da macht es nichts, wenn wir auch noch direkt vor der Tür halten. Als Josi aussteigt, greife ich mir gleich einen Arzt, der zufällig am Auto vorbei läuft, was die Sache wesentlich erleichtert. Er besorgt einen Rollstuhl während ich den LKW woanders parke und manövriert uns dann durch sämtliche Menschen hindurch, vorbei an anderen wartenden Patienten direkt ins Arztzimmer. Der einzige englisch sprechende Arzt wird geholt. Wir sollen zum Röntgen, aber das Gerät hier ist kaputt und das Gerät eines anderen Arztes in der Stadt sei nicht gut genug. Wir sollen ins Krankenhaus nach Er Rachidia fahren, was sowieso auf unserem Weg liegt. Josi bekommt noch eine richtig gute Spritze und wir müssen für die Behandlung noch nicht mal etwas zahlen. Nur die Medikamente aus der Farmacia kosten etwas. Wieder waren alle sehr nett und hilfsbereit.

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Der weitere Weg nach Süden führt uns durch das Ziztal. Ein von Palmen und anderen grünen Pflanzen gesäumtes Flussbett schlängelt sich durch die Berge. Wir bekommen eine Vorstellung davon, wie Oasen aussehen. Bevor wir irgendwo zum Fotografieren anhalten, checken wir jetzt immer, ob sich irgendwo Menschen versteckt halten, die nur auf Touristen wie uns warten, um uns etwas zu verkaufen oder etwas zu erbetteln. Als das Flussbett zum einem aufgestauten See wird, können wir eine kleine Pause einlegen. Die Aussicht ist mal wieder beeindruckend. Ich hatte gehofft, dass wir hier vielleicht kiten gehen können, und zwar als erste Kiter überhaupt, aber es ist windstill und wir haben ja noch einen Arztbesuch vor uns. Zum See führen viele Pisten hinunter und es hätte bestimmt ein schönes Plätzchen für uns gegeben.

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Das Krankenhaus in Er Rachidia ist eine Privatklinik, und man behandelt uns hier genauso gut wie überall. Auch hier kommen wir vor allen anderen dran und der Arzt spricht sogar etwas deutsch. Das Röntgenbild ist ok und es gibt neue Medikamente. Wir fahren noch ein paar Kilometer an dem palmenbewachsenen Flussbett entlang und übernachten an dem kleinen Camping in Tissirt.

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Zwar sind wir umgeben von einer Handvoll Franzosen, aber zum ersten Mal gibt es richtige Palmen in Marokko! Zur Begrüßung gibt es einen Tee und das Abendessen wird uns sogar ins Wohnmobil geliefert: Eine sehr leckere Hähnchentajine! Luxus… Es ist auch zum ersten Mal richtig warm, so dass wir froh sind, die Hängematte doch eingepackt zu haben. Hier bleiben wir noch einen Tag.

PS: Ihr glaubt gar nicht, wie lange es dauert, so einen Blog zu schreiben 😉

Von 0 auf Sommer in 48 Stunden

Am Donnerstag Morgen legen wir die letzten zwanzig Kilometer bis zum Fähranleger zurück. Die Beschreibung des Reisebüros passte leider gar nicht, weil gerade ein Teil des Hafens umgebaut wird. An der Einfahrt zum Hafen wies uns ein Schild mit der Aufschrift Tangeri nach rechts, drei Meter dahinter noch ein Schild nach links. Wir entscheiden uns für links und parken erstmal im Halteverbot bei irgendeinem Check In. Es gab auch kaum Menschen in der Nähe, also suchte ich das nächste besetzte Häuschen, als plötzlich noch ein Overlander mit einem großen MAN an dem Häuschen ankam und der Fahrer der Dame dort eine ähnliche Buchungsbestätigung vorlegte und nach dem Weg fragte. Wir sollen umdrehen. Hätten also rechts abbiegen müssen. Schnell ins Auto und dem MAN hinterher. Auf der rechten Seite des Hafens nochmal ein ähnliches Spiel. Einmal umdrehen und durch eine kleine Absperrung immer dem anderen Wagen hinterher. Geschafft: Wir stehen in der Warteschlange zum Einschiffen. Schnell kommen wir mit der MAN-Besatzung ins Gespräch, ein sehr nettes Ehepaar aus der Schweiz, das wie wir zum ersten Mal mit dem LKW einen längeren Urlaub in Marokko verbringt, mit dem Unterschied, dass die beiden nur drei Wochen Zeit haben.

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Genua

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Die großen Autos werden gut fest gemacht
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Die kleinen sind meist überladen
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Ein Surfer verabschiedet uns aus Genua

Wir führen einige nette Gespräche während der zwei Tage auf der Fähre. Während der gesamten Überfahrt schaukelt das Schiff leicht hin und her, Josi bekommt das irgendwie nicht so gut, aber mit schweizer Reisetabletten ist alles gut. Wir lernen auch noch einen österreichischen Landyfahrer kennen. Insgesamt ist es nicht sehr voll. Zwei LKW, zwei Landrover, zwei Motorräder, zwei VW-Busse, ein deutscher Reisebus und ca. 300 Marokkaner. Am nächsten Morgen werden wir um sieben von einem Staubsauger vor unserer Kabine geweckt und liegen bereits im Hafen von Barcelona. Hier ist es schon wärmer. Letzte Chance für EU-Internet. Wir schauen noch, wie einige überladene PKW ins Schiff fahren und einer sogar geschoben werden muss, weil es nicht mehr anspringt. Um elf legen wir pünktlich ab und kommen ebenso pünktlich am Samstag in Tanger an. Das Verlassen der Fähre kann man nicht in Worte fassen. Obwohl die Tore der Fähre noch geschlossen sind, sitzen schon alle Marokkaner bei laufenden Motoren in ihren Autos und sind schon soweit es irgendwie geht vorgefahren. Alles durcheinander, ineinander verkeilt und laut hupend. Die Abgase stinken zum Himmel bzw. bis zum nächsten Deck und man kann kaum atmen, geschweige denn zu Fuß durch die Autos laufen. Die Schweizer und wir warten hinten erstmal, bis alle raus sind und fahren dann als letzte. Lustigerweise wurden alle Kleintransporter hinter dem Schiff rausgewunken, aber wir dürfen bis zum Zoll vorfahren. Dort wurden die beiden LKW rechts abgestellt – jetzt hieß es erstmal warten. In der Sonne war es schon richtig warm. Zum ersten Mal kam die Sonnencreme zum Einsatz während wir zugesehen haben, wie einige ihr Auto komplett ausräumen mussten und sich Tüten, Klamotten, Haushaltsgeräte und weiß der Geier was noch auf dem Asphalt türmten. Schließlich kam ein Zöllner zu uns, der uns aber zunächst wieder zurück schickte, damit in einem kleinen Polizeihaus unsere Einreisenummer vermerkt werden konnte. Dann kam der restliche Papierkram mit ein paar Übersetzungsproblemen. Unser Zöllner tat uns schon leid, weil er in seiner dicken Uniform in der Mittagshitze ständig zwischen uns und seinem Chef hin und her laufen musste. Wir glauben, es war noch ein Azubi. Wir wurden insgesamt viermal von ihm gefragt, ob wir Waffen dabei hätten. Dann wollte er in das Auto sehen. Ich musste alle Dachschränke aufmachen und einmal den Deckel zum Wassertank anheben. Daraufhin fragte er höflich auf französisch, ob er ein Glas deutsches Wasser haben dürfe. Wir lachten alle, er bekam ein Glas Wasser und das war’s mit der Kontrolle! Unglaublich! Er hat nicht mal ins Bad oder in die Staukästen unter dem Bett geschaut. Wir hätten alles schmuggeln können! Vom Zoll gibt’s leider keine Fotos, da fotografieren dort verboten ist. Nach insgesamt zwei Stunden konnten wir weiter fahren.

Erstmal Richtung Tanger City, dann nach Süden auf die N2, erst vierspurig, dann zweispurig. Wir hatten hatten uns das wie  eine Schnellstraße vorgestellt, ist ja schließlich eine der zwei Hauptverbindungen von Norden nach Süden. Aber wir sind ja nicht in Deutschland. Die Bezeichnung enge Landstraße in schlechtem Zustand trifft es am besten. Schlaglöcher, Abbrüche an der Seite, enge Kurven und viele Steigungen, hoch und runter, schneller als 60 ging es nie, eher 40-50, bergauf das Gaspedal durchtreten, bergab den Schalter der Motorbremse treten. Dabei wird man noch von Reisebussen und anderen Irren überholt. Aber niemand beschwert sich.

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Gegen halb fünf kommen wir in Chefchaouen an und fahren mit 30 den steilen Weg zum Campingplatz hoch. Man hat einen guten Ausblick über das Tal mit der blauen Stadt.

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Plötzlich steht Meinrad, der Österreicher mit dem Landrover, wieder vor uns. Auch die zwei Motorradfahrer und ein paar weitere Reisende, die wir auf der Fähre gesehen haben, sind noch angekommen. Da wir beide zu müde sind, noch eine halbe Stunde bergab in die Stadt und wieder zurück zu laufen, beschließen wir, nur noch schnell zur Aussichtsplattform zu gehen. Kaum aus der Einfahrt des Campingplatzes heraus, spricht uns ein Marokkaner in fünf verschiedenen Sprachen an und erzählt uns, Marokko sei schön, aber mit Marihuana noch schöner…..Wir lehnen dankend ab, er verabschiedet sich mit den Worten „Take it easy“. Später essen wir kurz noch was und gehen früh schlafen. Zum Glück, denn irgendwann mitten in der Nacht, naja vielleicht fünf, werden wir vom Ruf des Muezzin aus der Stadt geweckt. Daran müssen wir uns erstmal gewöhnen. Nach dem Frühstück machen wir uns endlich auf den Weg und sehen uns Chefchaouen an. Eine hübsche, blau angestrichene Stadt mit engen Gassen.

Wir trinken den ersten Thé de Menthe (zuckersüßer Pfefferminztee) und kaufen ein paar Dinge ein. Die Menschen sind gar nicht so aufdringlich, man kann zumindest noch gut weiter gehen, ohne dass man verfolgt wird und ein freundliches „Nein“ wird akzeptiert.

Auf dem Rückweg zum Platz kommen wir beide ganz schön ins Schwitzen. Es sind bestimmt über 20 Grad und ist ziemlich steil. Den Rest des Tages verbringen wir mit Lesen. Montag soll es nach Fes weiter gehen.

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