Nach dem Erg Chebbi können wir die beiden Schluchten, Todra und Dades, in Angriff nehmen, weil sich das Wetter im Norden gebessert hat. Also Abschied nehmen von Ahmed und seiner süßen Tochter und wieder auf die Piste gen Norden. Diesmal klappt es auch mit einem Bild in Rissani.
Auf dem Weg zur Todraschlucht wollten wir eigentlich noch einen Abstecher zur Himmelstreppe (ein pyramidenförmiges Kunstwerk mitten in der Wüste) machen, doch ein tief hängender Ast und etwa 20 bettelnde Kinder machen uns einen Strich durch die Rechnung. Zum Glück gehen sie bei uns immer noch in letzter Sekunde aus dem Weg, aber kurze Zeit später kommt eine Gruppe spanischer Geländewagen, bei denen dann auch mal auf die Motorhaube gehauen wird. Wir beobachten noch, wie einem der Spanier der Geduldsfaden reißt, er die Tür aufreißt und auf die Kinder losgeht, dann machen wir uns schnell aus dem Staub.
Kurz vor der Todraschlucht passieren wir noch den Ort Tinerhir, den man teilweise fast nicht erkennen kann, weil die Farbe der Häuser genau so aussieht wie der Berg dahinter.
Je näher wir der Schlucht kommen, desto touristischer wird es dann auch-eine Auberge reiht sich an die nächste und die Menschen (vorrangig Spanier während der Semana Santa) werden busseweise direkt in die Schlucht gefahren. Der Fluss hat sich hier mit solcher Kraft durch den Fels gegraben, dass die Wände links und rechts mehrere hundert Meter aufragen und man aus dem Autofenster gar nicht alles sehen kann.
Wir beschließen, den schönen und weniger frequentierten Parkplatz am Ende der Schlucht zu nehmen, um ein paar Fotos zu schießen.
Anschließend fahren wir auf der gut zu fahrenden Piste die Berge hinauf bis nach Tamtattouchte, dem nächsten Dorf. Unterwegs kann man noch sehr gut die Zerstörungen des letzten Winters erkennen: Immer wieder sind Teile der Route gesperrt, weil der Fluss sie einfach weggespült hat und wir müssen durch kleine Bachläufe fahren.
Eigentlich wollen wir in Tamtattouchte übernachten, aber auch hier machen uns aufdringliche Kinder den Plan zunichte…als wir ihnen nichts geben, bekommen wir sogar einen Schneeball ans Auto (Ja, in den Bergen liegt auch hier noch Schnee). Außerdem ist es plötzlich wieder ziemlich kalt und das sind wir nach unserem Aufenthalt in der Wüste gar nicht mehr gewohnt. Wegen des vorangegangenen schlechten Wetters entscheiden wir uns auch gegen die offroad Querung von Tamtattouchte zur Dadesschlucht – wenn der Fluss schon die Straße weggespült hat, wie mag es dann wohl auf einer unbefestigten Bergpiste aussehen??
Zurück in Tinerhir übernachten wir auf einem schönen Palmenplatz, der direkten, aber abenteuerlichen Zugang zu einer grünen Oase hat, in der auch eine verlassene Burg, eine Kasbah, steht. Die müssen wir uns natürlich angucken!!
Am nächsten Tag fahren wir zur Dadesschlucht. Hier gibt es „nur“ ein paar enge Serpentinen, teilweise auch mit Baustelle, zu bewältigen. Die Aussicht vom Café auf dem Gipfel ist spektakulär.
Als wir zum Auto zurück gehen, bemerken wir ein paar Leute, die um den LKW herum kriechen. Es sind Holländer, die ebenfalls mit Allradfahrzeugen unterwegs sind und neugierig waren. Wir fahren noch weiter, zur eigentlichen Schlucht. Eine Engstelle mit Felsüberhang, unter dem wir aber locker hindurch passen. Sieht trotzdem cool aus.
Als wir umdrehen, werden wir auf das Kennzeichen NI angesprochen. Ein Pärchen erzählt uns, dass sie ebenfalls aus dem Landkreis Nienburg kommen. So klein ist die Welt.
Der nächste Tag soll uns von Boumalne über eine steinige Piste des Gebirges Djebel Sarhro und den Bergpass Tizi n `Tazazert nach Nekob bringen. Es sind nur knapp 90 Kilometer, aber der Pass entpuppt sich als die nächste große Herausforderung. Die Piste ist so steinig, eher felsig, so dass wir nur im Schritttempo voran kommen. Dafür gibt es wiedermal eine überwältigende Aussicht über die Berge.
Auf dem Gipfel trauen wir unseren Augen nicht, als ein kleines, süßes Café vor uns auftaucht. Man kann hier oben auf einer kleinen Fläche sogar kampieren. Unglaublich.
Wir trinken unseren täglichen Tee, hinterlassen zwei Aufkleber an der Tür und machen uns an den Abstieg, auch im Schritttempo. Der Weg wird noch schlechter als beim Aufstieg. Überall gucken Felsplatten hervor. In einer Serpentine müssen wir zurücksetzen, um wenden zu können. Wir sind mittlerweile sehr genervt und hoffen nach jeder Kurve darauf, dass die Strasse besser wird. Stattdessen erscheinen aus dem Nichts mal wieder: Kinder! Da wir nicht schneller fahren können, laufen sie ziemlich lange neben und hinter uns her und wollen Stifte, Bonbons und Geld haben. Irgendwann geben sie auf. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir ein grünes Tal, aber auch hier ist keine Entspannung in Sicht. Jetzt kommen auch noch eng stehende Bäume und Palmen hinzu. Leider gibt es nur den einen Weg. Wir haben die Wahl zwischen umdrehen (das würde uns zwei Tage kosten) oder Augen zu und durch. Jetzt zieren Unmengen von Kratzern (Sorry Olaf) beide Seiten des Autos. Zumindest haben die Astabweiser die Kanten des Aufbaus geschützt und die Solaranlage hat auch nichts abbekommen (Danke Frank) ;-). Einen kleinen Berg müssen wir noch überwinden. Oben angekommen geht die Sonne unter, aber die Piste ist mittlerweile so „gut“, dass wir mit Tempo 20 fahren können und nach einer weiteren Stunde endlich in Nekob ankommen. Insgesamt haben uns die 90 Kilometer zehn Stunden gekostet, wir haben unterwegs nur eine Handvoll Menschen getroffen, dafür aber auch ein paar Geckos und Erdhörnchen.
Abgesehen von den Kratzern hat uns unser Explorer erneut begeistert. Eigentlich hätte er dafür noch das Bergziegen-Abzeichen bekommen müssen.
Nach der anstrengenden Bergpiste fahren wir am nächsten Morgen nur bis Zagora und das auf Asphalt. Wie entspannend. Am Ortseingang schütteln wir zwei Mopedfahrer ab und biegen direkt auf den von uns auserkorenen Platz ab. Heute ist Ruhe-/Wasch-/Klöntag, denn es sind noch viele andere Offroader hier. Da gibt es viel zu quatschen, Routen und andere Informationen auszutauschen. Lustigerweise fährt noch ein MAN auf den Platz, der uns bekannt vorkommt. Genau diesen Wagen haben wir letztes Jahr auf einem Treffen von innen besichtigen können und sehen ihn nun hier wieder. Am Nachmittag kommt plötzlich noch eine Frau vorbei, die sich uns als Edith Kohlbach, die Autorin unseres Reiseführers und Marokkoexpertin vorstellt. Hier erlebt man was…
Am nächsten Morgen ist Ostern und die Hasen kommen auch bis zu uns 😉