Gestern Abend kamen plötzlich ungewöhnliche Geräusche vom Dach. Als ich nachsehe, sind jede Menge Maikäfer unterwegs, von denen einige auf dem Dach gelandet sind. Allerdings sind die so ungeschickt, dass keiner ordentlich landen kann und einige nun auf dem Rücken auf dem feuchten Dach liegen und herumzappeln.
Der letzte Morgen in Portugal startet sehr nebelig. Das hatten wir öfter hier an der Küste und wissen, dass die Sonne bald durchkommen wird. Wir schaffen es heute, relativ früh (kurz nach zehn Uhr morgens) loszufahren. Gleichzeitig ist der Nebel verschwunden und es wird richtig warm. Wir sind auf der sehr guten Autobahn auf dem Weg zur spanischen Grenze. Es sind ungefähr zweihundert Kilometer durch eine schön grüne, bergige Landschaft. Die Straße schlängelt sich hoch und runter bis auf eine Höhe von 900 Metern, wobei es nie mehr als 6% Steigung oder Gefälle gibt. Wir sind also mit 50 – 105 Kmh unterwegs und es ist sehr wenig Verkehr. Die Landschaft erinnert an den Harz oder das Alpenvorland.
Schließlich erreichen wir Spanien, was man nur daran merkt, dass die Autobahn kurz aufhört, und man kurz danach auf einer anderen Autobahn weiterfährt. Ach ja, da war noch etwas: Die Zeitumstellung. Hier ist es eine Stunde später als in Portugal.
Wir durchqueren halb Spanien über Salamanca und Burgos in Richtung Südfrankreich. Die Autobahn ist erneut sehr gut, sehr leer und mautfrei. Soweit das Auge reicht erstrecken sich Felder über weite, ebene Flächen und wir fahren den ganzen Tag in einer Höhe von ungefähr 800 Metern über dem Meeresspiegel. Wir wussten gar nicht, dass das Land so hoch liegt. Es gibt auch kaum größere Städte, alles wirkt sehr landwirtschaftlich geprägt. Heute ist gefühlt der heißeste Tag unserer ganzen Reise und wir wundern uns, dass hier überhaupt etwas wächst. Allerdings wird fast überall bewässert. Kurz nach 21 Uhr sehen wir auf einem Display, welches abwechselnd die Zeit und die Temperatur anzeigt, dass es immer noch 34 Grad sind. Wir nähern uns San Sebastian, wollen aber erst morgen die Grenze zu Frankreich überqueren, also übernachten wir nach 800 Kilometern auf einem Stellplatz in Tolosa. Es ist immer noch so warm, dass wir kaum Hunger haben und über Nacht alle Fenster maximal öffnen. Wir schlafen auch zum ersten Mal ohne Decke. Irgendwann nachts wird es dann etwas angenehmer, was aber am nächsten Morgen schon wieder vorbei ist. Wir verlassen unsere Reiseflughöhe durch ein Gebirge, das nun den Alpen ähnelt. Es geht schnell hinunter, ich stehe nur noch auf der Motorbremse. Kurz vor der Grenze tanken wir noch einmal voll. Diesel kostet heute sagenhafte 93,9 Cent pro Liter, bis jetzt der beste Preis in Europa. In Spanien fahren wir noch zwei Stunden auf einer ebenfalls sehr guten, aber teuren Autobahn bis zur Dune du Pyla bei Arcachon.
Unsere Freunde Frohmut und Bo sind öfter in Frankreich unterwegs und haben uns den Campingplatz Panorama du Pyla empfohlenen. In der Hitze haben wir keine Lust, auf die Suche nach einem kostenlosen Platz zu gehen, also folgen wir der Empfehlung und wirklich: Man hat von hier eine unglaubliche Aussicht auf die große Düne direkt nebenan und auf das Meer mit seinen vielen Sandbänken. Für das Einparken zwischen den Bäumen ist wieder mal Genauigkeit gefragt.
Im Fahrerhaus sind es mittlerweile 42 Grad Celsius, draußen im Schatten 38. Wir wollen ins Wasser, müssen aber feststellen, dass es bei Windstille in der Hitze nicht möglich ist, den Weg die Düne hinunter und später wieder hinauf zu schaffen, ohne zu verdursten oder einen Hitzeschlag zu bekommen. Also gehen wir zum Pool, wo wir uns den restlichen Tag aufhalten, und immer wieder abkühlen. Nach einem letzten Bilderbuchsonnenuntergang am Atlantik quatschen wir noch mit unseren französischen Nachbarn, bis uns der Platzwart um zwei auf die Nachtruhe aufmerksam macht 😉
Am nächsten Tag gibt es leichte Thermik und die Gleitschirmflieger nutzen den Aufwind an der Düne. Ich schreibe auf die Merkliste: Googlen wo man sowas bei uns machen kann und einen Kurs machen.
Nachmittags machen wir uns auf den Heimweg. Wir starten spät, weil wir in die kühle Nacht hinein fahren wollen. Der Plan geht auf. Die Autobahn ist sehr gut, leer und zum Großteil ohne Maut. Stau gibt es nur am Anfang um Bordeaux herum. Solange es hell ist, ist die Landschaft wieder schön hügelig und sehenswert. In Frankreich gibt es Unmengen von kostenlosen Stellplätzen und so finden wir kurz vor zwei in irgendeinem Dorf mitten im Land einen ruhigen Platz für die Nacht. Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Alles sieht noch aus wie vor 50 Jahren. Nach einem weiteren Fahrtag landen wir schließlich wieder in Deutschland. Wir sind wieder da! Nach knapp vier Monaten ein merkwürdiges Gefühl. Man kann wieder alles lesen und verstehen. In dem kleinen Ort Waldkirch bei Freiburg stellen wir uns erneut auf einen kostenlosen Stellplatz. Wir laufen etwas umher und vertreten uns die Füße. Den Platz und die Umgebung hier können wir sehr empfehlen.
Bevor wir am nächsten Tag weiterfahren, wandern wir noch zum Kastell, das wir vom Stellplatz aus am Vorabend gesehen haben.
Wir fahren durch Hessen und Niedersachsen, um Marcos Eltern in Nienburg wiederzusehen. Da noch Zeit ist, genehmigen wir uns noch einen Abstecher zum Steinhuder Meer. Es sind 12 Knoten Wind angesagt. Erwartungsgemäß ist der kleine Strand voller Kites und das Wasser voller Menschen, die ihren Drachen in die Luft halten. So habe ich den Spot in Erinnerung. Aber immer wieder schön hier und immer trifft man alte Freunde wieder (Gruß an André).
Die Wiedersehensfreude ist groß, als wir abends bei Marcos Eltern auf den Hof fahren.