Allein in der Wüste – Erg Chegaga

Unser nächstes Ziel ist der Erg Chegaga. Von Zagora aus sind es noch 100 Kilometer bis Mhamid. Wir fahren durch ein, zwei schöne weitläufige Ebenen und müssen noch ein paar kleine Hügel überwinden. Auf den letzten 50 Kilometern wird die Straße so schmal, dass nur noch ein Fahrzeug darauf fahren kann. Zum Glück ist so wenig Verkehr, dass wir nur ganz selten ausweichen müssen.

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In Mhamid hört die Teerstraße auf. Wir wurden mehrfach und auch in Büchern gewarnt, dass uns dort besonders viele Schlepper und selbsternannte Führer abfangen würden, die uns zum Erg Chegaga führen wollen. Dementsprechend vorbereitet fahren wir in den Ort… und nichts passiert. Ausnahmsweise interessiert sich niemand für uns. Vielleicht lag es an der heißen Mittagszeit. Ungestört fahren wir eine sieben Kilometer lange Rundtour durch das alte Mhamid. Eine Telefonleitung hängt so tief, dass wir sie kurz berühren, aber sie hält stand. Unser heutiger Campingplatz ist quasi das letzte Grundstück im Ort, auf einem kleinen Hügel direkt hinter dem Ende der Teerstraße mit Blick auf eine weite Ebene im Westen. Dieser Ausblick entschädigt auch für das miserable Sanitärgebäude. Wir sind die einzigen Gäste und bekommen den Logenplatz.

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Waschbecken – das geht noch
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Toilette
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Dusche – kalt

Der Betreiber will uns seine Begleitung für unsere Wüstentour aufschwatzen und verlangt unglaubliche 350 Euro dafür! Im Ort wurde uns für schlappe 50 Euro eine komplette Jeeptour angeboten! Das bestätigt uns nur noch in unserer Entscheidung, den Weg allein zu finden. So machen wir uns am nächsten Morgen mal etwas früher auf die Socken und fahren auf eigene Faust los. Nach zwei Kilometern schlechter Piste beginnt schon der weiche Sand. Ich hatte vorher schon etwas Luft abgelassen, damit wir uns nicht festfahren. Man fährt um viele Büsche herum, kleine Hügel hoch und runter. Das Fahren macht richtig Spaß.

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Den Weg zu finden ist dank der anderen Spuren einfach. Wir navigieren offroad auch immer mit dem Ipad, auf dem ich vorher die entsprechenden Karten heruntergeladen habe und zusätzlich mit dem normalen Navi. Auf beide Geräte habe ich Tracks von anderen Offroadern geladen, aber das Ipad mit der App „GPS HD MotionX“ funktioniert wirklich am besten. Leider hört die sandige Strecke bald auf und wir schleichen wieder über eine steinige Ebene. Wir haben uns für den Weg über die Oase Sacrée entschieden, was sich später als extrem steinig, langsam und nicht mal lohnenswert heraus stellt, weil die Oase komplett mit einer braunen Lehmwand ummauert ist.Wir hätten besser direkt zu den Dünen fahren sollen, aber das weiß man ja vorher nicht.

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Ohne Wasser sollte man sich hier nicht zu lange aufhalten 

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Ziel in Sicht am Horizont: Erg Chegaga

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Als wir nach einer Pause den Wagen wieder starten wollen, passiert das gleiche, wie vor einer Woche am Erg Chebbi: Der Wagen springt wieder nicht an. Diesmal ist mir aber aufgefallen, woran es liegt: Um den Motor abzustellen, muss man mit der linken Ferse auf einen Knopf, die Motorbremse, treten. Jedenfalls zischt es immer kurz wenn man den Fuß wieder unter nimmt, was es dieses Mal beim Abstellen nicht gemacht hat. Der Knopf ist nicht wie sonst hoch gekommen. Das ist das Problem. Ich kann ihn aber mit den Fingern wieder heraus ziehen und der Wagen läuft wie immer. Das Problem konnte ich dann langfristig lösen, indem ich den Knopf einmal mit Druckluft freigepustet habe. Da war wohl Sand dazwischen. Den gibt’s hier jetzt wieder genug, denn wir sind endlich am Erg Chegaga angekommen und fahren mit nur noch zwei Bar Reifendruck nördlich um dieses 40 Kilometer lange Dünengebiet herum und hindurch. Durch richtig weichen Sand. Ich hätte nie gedacht, dass wir sogar Dünen bergauf fahren können, aber auch das geht problemlos. Auch hier gibt es einige Biouvacs, in denen man übernachten kann. Wir lassen alle links liegen und passieren noch eine große Herde Kamele. Dann suchen wir uns einen Schlafplatz in den Dünen und finden eine gute Stelle, die wir leicht erreichen können. Endlich ganz allein in der Wüste! Seit kurz nach 16 Uhr ist kein Auto mehr zu hören gewesen. Es ist unglaublich leise, vom Sternenhimmel inklusive Sternschnuppe ganz zu schweigen. Ein wenig gruselig war es aber auch. Wir fanden diesen Tag und unseren Platz so beeindruckend, dass wir Unmengen von Bildern geknipst haben. Hier eine Auswahl der schönsten:

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Im Dunkeln spielen wir noch etwas mit der Taschenlampe und der Langzeitbelichtung des Fotoapparates 😉

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Am nächsten Morgen genießen wir noch die letzten tiefsandigen Pisten, dann kommen wir zu dem Lac Iriki, einem ausgetrockneten See. An einigen Stellen ist der Boden so glatt, dass wir 50 fahren können. Sogar hier gibt es ein paar Cafés. Man kann kaum ungestört wieder Luft aufpumpen, ohne dass jemand vorbei kommt. Hier übernimmt Josi auch mal das Steuer fühlt sich ziemlich wohl dabei 😉

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Die letzten 35 Kilometer sind noch einmal eine Tortur. Es gibt Wellblech oder grobe Steine, aber die Landschaft erinnert an Namibia oder Monument Valley in den USA. Als ich für ein Foto auf einen Hügel laufe, der wie ein Teil einer Hochebene aussieht, finde ich zufällig jede Menge versteinerte Fossilien, Muscheln im Stein.

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Wir brauchen gut drei Stunden für die restliche Strecke und erreichen spät am Nachmittag Foum Z’guid, wo wir auf einem neuen Campingplatz mit frisch gepflanzten Palmen landen. Sogar ein paar Bier können wir organisieren. Nur das Fleisch lassen wir lieber beim Metzger in der Sonne liegen. Wenn der mit seinem Beil zuhaut, fliegen schon mal die (Fleisch-)fetzen durch den Laden…

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Noch zu haben – ein ganzer Kuhkopf und zwei Füße

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Weiter geht es nach Westen. Jetzt wieder auf Asphalt. Es ist sehr wenig Verkehr und wir landen in Icht, wo wir den Fahrtag auf einem französischen Platz mit gutem Essen und Wein abschließen, nachdem es sogar drei Tropfen geregnet hat.

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Weil aber durch unsere Adern nun mal Salzwasser fließt, wollen wir schnell an den Atlantik und morgen über Guelmim zum Fort Bou Jerif.

Berge und Schluchten

Nach dem Erg Chebbi können wir die beiden Schluchten, Todra und Dades, in Angriff nehmen, weil sich das Wetter im Norden gebessert hat. Also Abschied nehmen von Ahmed und seiner süßen Tochter und wieder auf die Piste gen Norden. Diesmal klappt es auch mit einem Bild in Rissani.

Auf dem Weg zur Todraschlucht wollten wir eigentlich noch einen Abstecher zur Himmelstreppe (ein pyramidenförmiges Kunstwerk mitten in der Wüste) machen, doch ein tief hängender Ast und etwa 20 bettelnde Kinder machen uns einen Strich durch die Rechnung. Zum Glück gehen sie bei uns immer noch in letzter Sekunde aus dem Weg, aber kurze Zeit später kommt eine Gruppe spanischer Geländewagen, bei denen dann auch mal auf die Motorhaube gehauen wird. Wir beobachten noch, wie einem der Spanier der Geduldsfaden reißt, er die Tür aufreißt und auf die Kinder losgeht, dann machen wir uns schnell aus dem Staub.

Kurz vor der Todraschlucht passieren wir noch den Ort Tinerhir, den man teilweise fast nicht erkennen kann, weil die Farbe der Häuser genau so aussieht wie der Berg dahinter.

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Je näher wir der Schlucht kommen, desto touristischer wird es dann auch-eine Auberge reiht sich an die nächste und die Menschen (vorrangig Spanier während der Semana Santa) werden busseweise direkt in die Schlucht gefahren. Der Fluss hat sich hier mit solcher Kraft durch den Fels gegraben, dass die Wände links und rechts mehrere hundert Meter aufragen und man aus dem Autofenster gar nicht alles sehen kann.

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Wir beschließen, den schönen und weniger frequentierten Parkplatz am Ende der Schlucht zu nehmen, um ein paar Fotos zu schießen.

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Anschließend fahren wir auf der gut zu fahrenden Piste die Berge hinauf bis nach Tamtattouchte, dem nächsten Dorf. Unterwegs kann man noch sehr gut die Zerstörungen des letzten Winters erkennen: Immer wieder sind Teile der Route gesperrt, weil der Fluss sie einfach weggespült hat und wir müssen durch kleine Bachläufe fahren.

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Eigentlich wollen wir in Tamtattouchte übernachten, aber auch hier machen uns aufdringliche Kinder den Plan zunichte…als wir ihnen nichts geben, bekommen wir sogar einen Schneeball ans Auto (Ja, in den Bergen liegt auch hier noch Schnee). Außerdem ist es plötzlich wieder ziemlich kalt und das sind wir nach unserem Aufenthalt in der Wüste gar nicht mehr gewohnt. Wegen des vorangegangenen schlechten Wetters entscheiden wir uns auch gegen die offroad Querung von Tamtattouchte zur Dadesschlucht – wenn der Fluss schon die Straße weggespült hat, wie mag es dann wohl auf einer unbefestigten Bergpiste aussehen??

Zurück in Tinerhir übernachten wir auf einem schönen Palmenplatz, der direkten, aber abenteuerlichen Zugang zu einer grünen Oase hat, in der auch eine verlassene Burg, eine Kasbah, steht. Die müssen wir uns natürlich angucken!!

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Am nächsten Tag fahren wir zur Dadesschlucht. Hier gibt es „nur“ ein paar enge Serpentinen, teilweise auch mit Baustelle, zu bewältigen. Die Aussicht vom Café auf dem Gipfel ist spektakulär.

Als wir zum Auto zurück gehen, bemerken wir ein paar Leute, die um den LKW herum kriechen. Es sind Holländer, die ebenfalls mit Allradfahrzeugen unterwegs sind und neugierig waren. Wir fahren noch weiter, zur eigentlichen Schlucht. Eine Engstelle mit Felsüberhang, unter dem wir aber locker hindurch passen. Sieht trotzdem cool aus.

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Als wir umdrehen, werden wir auf das Kennzeichen NI angesprochen. Ein Pärchen erzählt uns, dass sie ebenfalls aus dem Landkreis Nienburg kommen. So klein ist die Welt.

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Der nächste Tag soll uns von Boumalne über eine steinige Piste des Gebirges Djebel Sarhro und den Bergpass Tizi n `Tazazert nach Nekob bringen. Es sind nur knapp 90 Kilometer, aber der Pass entpuppt sich als die nächste große Herausforderung. Die Piste ist so steinig, eher felsig, so dass wir nur im Schritttempo voran kommen. Dafür gibt es wiedermal eine überwältigende Aussicht über die Berge.

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Auf dem Gipfel trauen wir unseren Augen nicht, als ein kleines, süßes Café vor uns auftaucht. Man kann hier oben auf einer kleinen Fläche sogar kampieren. Unglaublich.

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Finde die Aufkleber! Auch Stranddeko und KiteWorldWide (I Kite Worldwide) kleben nun an der Tür 😉

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Wir trinken unseren täglichen Tee, hinterlassen zwei Aufkleber an der Tür und machen uns an den Abstieg, auch im Schritttempo. Der Weg wird noch schlechter als beim Aufstieg. Überall gucken Felsplatten hervor. In einer Serpentine müssen wir zurücksetzen, um wenden zu können. Wir sind mittlerweile sehr genervt und hoffen nach jeder Kurve darauf, dass die Strasse besser wird. Stattdessen erscheinen aus dem Nichts mal wieder: Kinder! Da wir nicht schneller fahren können, laufen sie ziemlich lange neben und hinter uns her und wollen Stifte, Bonbons und Geld haben. Irgendwann geben sie auf. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir ein grünes Tal, aber auch hier ist keine Entspannung in Sicht. Jetzt kommen auch noch eng stehende Bäume und Palmen hinzu. Leider gibt es nur den einen Weg. Wir haben die Wahl zwischen umdrehen (das würde uns zwei Tage kosten) oder Augen zu und durch. Jetzt zieren Unmengen von Kratzern (Sorry Olaf) beide Seiten des Autos. Zumindest haben die Astabweiser die Kanten des Aufbaus geschützt und die Solaranlage hat auch nichts abbekommen (Danke Frank) ;-). Einen kleinen Berg müssen wir noch überwinden. Oben angekommen geht die Sonne unter, aber die Piste ist mittlerweile so „gut“, dass wir mit Tempo 20 fahren können und nach einer weiteren Stunde endlich in Nekob ankommen. Insgesamt haben uns die 90 Kilometer zehn Stunden gekostet, wir haben unterwegs nur eine Handvoll Menschen getroffen, dafür aber auch ein paar Geckos und Erdhörnchen.

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Abgesehen von den Kratzern hat uns unser Explorer erneut begeistert. Eigentlich hätte er dafür noch das Bergziegen-Abzeichen bekommen müssen.

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Nach der anstrengenden Bergpiste fahren wir am nächsten Morgen nur bis Zagora und das auf Asphalt. Wie entspannend. Am Ortseingang schütteln wir zwei Mopedfahrer ab und biegen direkt auf den von uns auserkorenen Platz ab. Heute ist Ruhe-/Wasch-/Klöntag, denn es sind noch viele andere Offroader hier. Da gibt es viel zu quatschen, Routen und andere Informationen auszutauschen. Lustigerweise fährt noch ein MAN auf den Platz, der uns bekannt vorkommt. Genau diesen Wagen haben wir letztes Jahr auf einem Treffen von innen besichtigen können und sehen ihn nun hier wieder. Am Nachmittag kommt plötzlich noch eine Frau vorbei, die sich uns als Edith Kohlbach, die Autorin unseres Reiseführers und Marokkoexpertin vorstellt. Hier erlebt man was…

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Am nächsten Morgen ist Ostern  und die Hasen kommen auch bis zu uns 😉

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Sandsturm am Erg Chebbi

In Tissirt hätten wir auch noch länger bleiben können. Alle hier sind so freundlich und man kann richtig gut entspannen. Aber wir wollen weiter, denn Josi geht es mittlerweile wieder besser. Allerdings haben wir unsere geplante Route etwas geändert, denn in Mittel- und Nordmarokko soll es in den nächsten Tagen regnen. Klingt komisch, ist aber so, da wir die Auswirkungen später noch im Süden merken. Wir ziehen daher die Wüstenregion des Erg Chebbi vor und fahren etwas später wieder in die Berge. Das Tal mit der Oase begleitet uns noch ein Stückchen, aber dann wird es trockener und wir passieren eine große Ebene. In Erfoud trauen wir uns, mitten im Gewimmel der kleinen Stadt zu parken und ein paar Querstraßen weiter unseren ersten Souk (Markt) zu besuchen. Auf einer Fläche eines halben Fußballfeldes gibt es viele kleine Händler, die alles mögliche verkaufen. Von Plastikstühlen bis zur halben Kuh. Die Mitte des Souks besteht aus engen überdachten Gassen und es stinkt bestialisch. Man möchte hier auch nicht barfuß durch laufen. Es wird alles Essbare verkauft: Frisches Gemüse, Brot, Gewürze… Es werden gerupfte Hühner und gehäutete Ziegen angeboten, bei denen der Kopf noch ganz und mit Fell ist (sonst hätten wir das Tier wahrscheinlich auch nicht erkannt. Wir werden zweimal von einer bettelnden Frau angesprochen, aber sonst war niemand aufdringlich. Nachdem wir uns für zwei Euro mit Brot und frischem Gemüse eingedeckt haben, trinken wir noch einen Tee in dem kleinem Cafe, vor dem wir den LKW geparkt haben. Auch dort erscheint kurz eine Bettlerin und der Inhaber möchte ein kleines Geschenk für seinen Sohn. Er bekommt ein kleines Knautsch-Wohnmobil von Hymer 😉

Unser Weg führt uns durch Rissani, das Tor zur Wüste. Das ist ein Torbogen zu Beginn der Stadt, aber weil so viel los ist und wir dort nicht gut parken können, fahren wir ohne Fotostopp weiter. Die Straße in der Stadt ist wiedermal so schlecht, dass wir uns nur mit 20 voran wagen. Auch die Landstraße dahinter lässt nur 50 zu. Mit einem PKW oder normalen Wohnmobil hätte man sicherlich schneller fahren können, aber da wir direkt über den Vorderrädern sitzen und die Federung wenig auf Komfort ausgelegt ist, müssen wir immer etwas langsamer fahren als alle anderen. Unser Tagesziel ist der Erg Chebbi, ein 40 km langes und 6,5 km breites Dünengebiet. Erg bedeutet Wüste und dementsprechend trocken ist hier alles. Unser Navi soll uns zu einer der ersten Auberges dort führen. Wir verlassen die Teerstraße und fahren auf wellblechartiger Schotterpiste weiter. Ich lasse ca. 1 Bar Luft aus den Reifen, damit es angenehmer wird, als Josi mich warnt: Da vorn kommt ein Moped. Und klar hält der an und möchte sich mit uns unterhalten, naja eigentlich möchte er uns den Campingplatz seines Bruders empfehlen und gibt uns die entsprechende Visitenkarte. Wir danken ihm und folgen aber der Route des Navis. Nach fünf Minuten überholt uns ein Jeep neben der Piste (hier führen immer viele Pisten in die gleiche Richtung) und der Fahrer gibt uns ein Zeichen, dass wir anhalten sollen. Auch er hat eine Visitenkarte eines Campingplatzes dabei und bietet auch Touren an. Vielen Dank, wir kommen morgen gucken… oder auch nicht.

Nach einer gefühlten Ewigkeit im zweiten Gang über verschiedene Pisten sind wir endlich da. Wir sind die einzigen… und merken auch bald warum… Die Location ist einzigartig. Eine schöne Auberge (Herberge) mit Innenhof und Pool. Hinter dem Haus dürfen wir parken, es gibt keine Begrenzung zu den Dünen. Dromedare stehen zehn Meter vor unserem Auto. Fünf Euro kostet die Nacht. Die einzigen sind wir wahrscheinlich, weil der Betreiber des Anwesens eher wirkt, als hätte er keine Lust auf Gäste. Er empfängt uns scheinbar völlig zugedröhnt, kann kaum die Augen öffnen, geschweige denn sich artikulieren. Wir bleiben, fühlen uns aber nicht besonders wohl hier. Hinzu kommt noch, dass unser Beach Explorer uns einen Schrecken einjagt und beim Umparken nicht mehr anspringt. Mit viel Gas geben bekomme ich den Wagen an, muss aber das Pedal ganz durchtreten, um überhaupt mit einer Motordrehzahl von 1000 Umdrehungen fahren zu können. Nach ein paar Metern, als ob plötzlich ein Ventil auf gegangen wäre, kommt wieder die volle Leistung und da ich ja noch Vollgas gebe, macht das Auto einen Satz nach vorn. Seitdem ist alles wieder gut. Ein mulmiges Gefühl war es trotzdem.

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Nach Sonnenuntergang bekomme ich noch ein paar super Nachtaufnahmen mit langer Belichtung unter sternenklarem Himmel hin.

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Am nächsten Morgen werden wir von einem kleinen Sandsturm geweckt. Das Auto wackelt und als wir die Fenster öffnen, liegt ein sandiger Schleier in der Luft, so ähnlich wie Nebel, nur aus Sand. Ich bin froh, dass wir nicht irgendwo im Niemandsland stehen und uns bei der Sicht zurechtfinden müssen. Der Sturm hört aber schnell wieder auf, das Auto läuft wieder problemlos und wir fahren ohne Frühstück eine halbe Stunde weiter ins nächste Dorf Hassi Labiad. Wir wollen zu dem Platz Ocean des Dunes, der uns in Tissirt empfohlen wurde: Klein aber äußerst freundlich. Wir meistern die schmale Einfahrt ohne die Spiegel einklappen zu müssen. Es ist zwar sehr eng, aber das haben wir ja schon in Hamburg geübt, als wir das Logo von KiteWorldWide haben kleben lassen.

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Wir werden erneut herzlich mit Tee begrüßt und es gefällt uns sofort sehr gut. Es ist nochmals wärmer geworden und in der Sonne kaum auszuhalten. Trotzdem wagen wir nachmittags eine Tour in die Dünen, nicht auf vier Rädern, sondern auf acht Dromedarfüßen. Wir bekommen noch einen Turban gegen die Sonne gewickelt und los geht’s. Unglaublich, aber die Kopfbedeckung isoliert total gut! Außerdem kann man gar keinen Unterschied mehr zwischen mir und einem echten Tuareg erkennen 😉 Das letzte Stück einer steilen Düne müssen wir allein bewältigen. Hier warten wir auf den Sonnenuntergang und ich schieße hundert Fotos. Es ist unglaublich still (sofern niemand mit einem Quad vorbeifährt) und sehr beeindruckend. Allerdings auch beeindruckend, wie viele Spuren im Sand zu sehen sind und wie viele Touristen ebenfalls wie wir unterwegs in den Dünen sind.

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Als wir zurück kommen, trinken wir mit dem Mitarbeiter hier noch einen Tee. Es sind immer noch 22 Grad draußen, obwohl es schon nach acht Uhr und dunkel ist.

Montag fahren wir weiter nach Süden. Wir wollen sozusagen ans Ende Marokkos fahren, nach Taouz. In Merzuoga kreuzt ein alter Magirus unseren Weg und fährt vor uns her: Ein deutsches Pärchen mit ihrem kleinen Sohn und Hund. Die vier haben das gleiche Ziel wie wir und so beschließen wir, ein paar Kilometer zusammen zu fahren. In Taouz endet die Straße mitten im Dorf. Hier ist ein Militärposten und es geht nicht weiter. Man gibt uns den Tipp, vor dem Dorf rechts abzubiegen und den Posten einfach zu umfahren. Hier führt auch eine deutliche Piste entlang, weil das scheinbar alle hier so handhaben. Wir wollen uns nur das erste Stück dieser Piste ansehen, die Richtung Westen zum Erg Chegaga führt. Die fahrt würde ca. drei Tage offroad dauern und immer etwas nördlich der algerischen Grenze entlang führen. Das ist uns jedoch für unsere erste Offroaderfahrung zu heftig. Wir drehen um und finden in Merzouga tatsächlich jemanden, der uns etwas Bier und Wein verkauft…. in einer Hotelbaustelle in einem kleinen dunklen Raum, in dem ein paar Säcke Zement lagern…. daneben die Getränke in einem Kühlschrank. Eine Dose Bier kostet ca. 2,50 Euro, die Flasche Wein wieder 14 Euro. Wir fahren weiter in ein kleines Wüstengebiet names Erg Sneggi. Hier wohnt fast niemand mehr und wir wollen endlich eine Nacht in der Wüste stehen. Es stürmt jedoch so heftig, dass überall Sand durch die Luft fliegt und man sich kaum draußen aufhalten kann. Am Strand wäre es ein perfekter Tag für den 7er gewesen, aber hier? Nagut, dann fahren wir wieder zurück, auf „unseren“ netten Campingplatz. Auf halber Strecke verdunkelt sich der Himmel. Eine Front kommt auf uns zu. Wir können das zunächst nicht richtig einschätzen und denken, es sei Regen. Dann erinnere ich mich an das Bild eines Sandsturms, welches ich neulich im Internet gesehen habe und wir realisieren, dass es genau das ist und halten an. Die anderen beiden Overlander stehen schon ein paar hundert Meter hinter uns. Man kann kaum mit Worten beschreiben, wie diese Front aussieht. Bestimmt 200 bis 300 Meter hoch, als ob sich etwas über das Land ergießt. Sie kommt schnell näher, der Wind nimmt schnell noch mehr zu. Das sind wohl die Auswirkungen des schlechten Wetters im Norden, denn in Midelt, wo wir vor kurzem noch durchgefahren sind, soll es sogar geschneit haben. Josi fällt gerade noch auf, dass wir sehr schräg parken und wer weiß, ob die seitlichen Böen, den Wagen kippen könnten? Ich kann gerade noch den Bug des Autos in den Wind drehen, als uns der Sturm trifft. Schlagartig wird es dunkelorange, die Farbe des Sandes, und Sturmböen verpassen uns eine Sandstrahlung von vorn. Ich mache den Wagen aus, damit kein Sand durch die Lüftung kommt, oder vom Motor angesaugt wird. Es heult und wackelt, alles ist orange draußen. Es riecht nach Sand. Nach ein paar Minuten dreht der Wind, was zur Folge hat, dass jetzt Sand durch die etwas undichte Beifahrertürdichtung kommt und sich im ganzen Auto, vor allem aber über Josis Kopfstütze und auf Josi verteilt. Vereinzelt kommen Autos mit Warnblinker vorbei, irgendwann auch das andere Pärchen. Wir folgen ganz langsam und mit Warnblinker. Wer weiß, wie lange das hier noch dauert, da fahren wir lieber zum Ocean des Dunes. Man sieht nichts. Wir finden gerade so den Weg durchs Dorf und sind zum zweiten Mal an diesem Tag froh, nicht komplett allein in der Wildnis zu sein. Dort angekommen stellen wir nur das Auto ab und warten drinnen noch ein paar Stunden bei einem Tee, bis es draußen wieder ganz ruhig ist. Als wäre nichts gewesen, kann man den Sternenhimmel sehen. Der Aufbau hinten hat dicht gehalten, nur im Fahrerhaus ist alles voller Sand.

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Hier noch mal ein Größenvergleich: Das kleine Auto unten rechts sind wir:

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Am nächsten morgen machen wir alles mit dem Druckluftschlauch sauber. Durch die Lüftung kommt noch minutenlang Sand. Auch im Luftfilter hat sich ca. eine Tasse Sand angesammelt. Auch den pusten wir einmal frei. Startklar für die nächste Runde: Wir wollen den Erg Chebbi umrunden. 50 km Piste und Sand und auf der Straße wieder zurück. Der Beginn der Strecke ist echt schön. Wir reduzieren den Reifendruck auf 2,9 Bar und können problemlos im dritten Gang mit Untersetzung durch den Sand fahren. Die Route haben wir vorher aufs Navi geladen. Trotzdem müssen wir dann irgendwann den richtigen Weg und die richtigen Spuren suchen. Der erste Teil der Strecke macht richtig Spaß, die Landschaft ist abwechslungsreich. Es wird jedoch immer schwieriger, die richtige Route zu finden. Auf dem Navi sind Pisten verzeichnet, die wir aber nicht mehr finden. Zudem ist es wieder windig geworden und Sand weht umher, was die Orientierung nicht gerade vereinfacht. Spuren anderer Fahrzeuge sind größtenteils zugeweht. Wir queren ein Sandbett mit richtig tiefen Sand. Bloß nicht stehen bleiben. Die Drehzahl geht langsam runter, aber wir schaffen es gerade so, ohne zu schalten. Schalten im tiefen Sand kann man vergessen. Der Wagen steht sofort. Wir sind in einer Senke und müssten diese irgendwie nach links verlassen. Geradeaus ist nur tiefer Sand, rechts und links eine hohe, steile Kante. Zum Glück fahren die beiden anderen vor und schaffen es über die sandige Kante. Ich versuche es im zweiten Gang (mit Untersetzung und gesperrtem Mitteldifferenzial), aber wir fahren uns nach zwei Drittel der Steigung im tiefen Sand fest. Na gut, einmal gerade zurück und mit Vollgas im dritten Gang klappt es. Ganz schön aufregend alles. Auf fester Piste geht es weiter. Am nördlichen Wendepunkt unserer Route kommen wir noch einmal in eine ähnliche Situation. Diesmal nehme ich gleich den dritten Gang. Am Ende der Steigung geht die Drehzahl wieder in den Keller, aber dann haben wir festen Grund unter den Rädern und schaffen die tiefsandige Steigung gerade so. Noch ein paar Dünen umfahren, noch eine halbe Stunde eine steinige Ebene und wir haben es geschafft. Kurz vor Sonnenuntergang erreichen wir die Teerstraße. Ein gutes Gefühl, die Tour geschafft zu haben und zu wissen, was das Auto alles kann und was man sich zutrauen kann. Das Auto könnte noch viel mehr, aber wir fahren ja noch eine Wohnung hinten drauf spazieren, und die soll ja heile bleiben. Für die 94 km haben wir ungefähr 8 Stunden gebraucht. Es ist diesmal auch nur ein Wäscheschrank bei dem Geschaukel aufgegangen 😉

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In den paar Tagen haben wir auf jeden Fall schon Erfahrungen und Eindrücke gesammelt, die wir so schnell bestimmt nicht vergessen werden. Unser Auto bekommt dafür ein Kamel-Abzeichen und wir gönnen uns den 14 Euro – Wein. 😉